Eine geniale Idee, eine Website zu erstellen, die es großen, auf Mode spezialisierten Marken ermöglicht, ihre unverkauften Artikel schneller über das Internet zu veräußern. So stellten es sich Jacques-Antoine Granjon, der heutige CEO, und seine Partner vor, als sie 2001 Vente-privee.com gründeten. In seinen Anfängen begann das Unternehmen mit der Organisation von Eventverkäufen von Prêt-à-porter-Mode. Später erweiterte es seine Geschäftsbereiche, bis es schließlich alle seine internationalen Marken an einem Ort vereinte, bevor es 2019 offiziell zu Veepee wurde.

Was für ein Werdegang? Wie hat es Veepee geschafft, sich auf dem Markt zu etablieren? Was sind die Ziele für die kommenden Jahre? Fokus auf das Abenteuer des Einhorns der French Tech.

Die Geschichte des Einhorns der French Tech

In den frühen 2000er Jahren in Frankreich war der Online-Modemarkt für die meisten Haushalte noch nicht attraktiv. Damals zögerten die Internetnutzer, die vertraulichen Daten ihrer Bankkarte im Internet anzugeben. Die Marken wiederum wollten es nicht wagen, ihre Produkte zu einem Schnäppchenpreis zu verkaufen. Trotz dieses Hintergrunds hielt dies den französischen Unternehmer und seine Kollegen nicht davon ab, auf den Onlinehandel zu setzen. Angetrieben von der Demokratisierung des Internets gehört Veepee heute zu den 22 Einhörnern in Tricolore, die mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet werden, und wird zur Referenz für den Online-Verkauf.

Die Erstellung der Plattform 

1985 ist Jacques-Antonin Granjon ein junger Absolvent der European Business School Paris. Nach seinem Studium gründet er mit seinem Freund Julien Sorbac ein Unternehmen. Gemeinsam gründeten sie Cofotex S.A., dessen Geschäftstätigkeit der Großhandel mit Produkten aus auslaufenden Serien war. Damals befand sich der Sitz des Unternehmens in La Plaine-Saint-Denis, in den ehemaligen Druckereien der Zeitung Le Monde. Im Jahr 2000 stiegen sie mit Vente-privee.com in den E-Commerce ein. Vier Jahre später haben sie ihren ersten Erfolg: Eine berühmte Dessous-Marke ist auf ihrer Plattform erfolgreich.

Schnelle Expansion aus erfolgreichen Partnerschaften 

Am 10. Juni 2005 gründete einer der Partner die Société Financière Saint James, die die Marke in den USA und in Paris weiterentwickeln sollte. Im Jahr 2007 kaufte der amerikanische Fonds Summit Partners 20 % des Kapitals des Unternehmens. Die Firma expandierte in zahlreiche europäische Länder, darunter 2011 in die Niederlande. Nach einem Joint Venture mit American Express kam die Website im selben Jahr auch in die USA.

Eine Diversifizierung der Aktivitäten 

Im Februar 2009 stieg Veepee in den Musikvertrieb ein, indem sie das exklusive Album "Kabaret" der Sängerin Patricia Kaas auf den Markt brachte. In den folgenden Jahren dupliziert sie die gleiche Strategie, indem sie Exklusivrechte in anderen Bereichen anbietet, darunter Sport und Unterhaltung. Anschließend begann die Marke gegen Ende 2012 mit der Vermarktung von Kapselkollektionen, die aus einigen Kleidungsstücken in limitierter Auflage bestanden. 

2016 macht Veepee mit der Übernahme der spanischen Website Privalia auf sich aufmerksam. Der Wert der Transaktion wird auf 470 bis 500 Millionen Euro geschätzt. Gleichzeitig kaufte die Gruppe Eboutic.ch, eine Schweizer Website, die ebenfalls auf den Verkauf von Events spezialisiert ist. 

Veepee macht auch 2016 noch von sich reden und kauft weiterhin Websites auf, die im selben Sektor tätig sind wie sie. So erwirbt die Marke zwei weitere wichtige Websites, die dänische Designers & Friends und die polnische Zlotewyprzedaze.

2017 wurde Le Petit Ballon, die führende Website für den Verkauf von Wein im Abonnement, ebenfalls von der Gruppe übernommen, die damit zum Mehrheitsaktionär wurde. Anzumerken ist, dass die auf den Weinbereich spezialisierte Plattform im Jahr 2017 60 000 Abonnenten und einen Umsatz von 8 Millionen Euro hat.

Die Überquerung der Covid-Krise 

Trotz der Covid-Krise im Jahr 2019 konnte Veepee die Situation zu seinen Gunsten wenden, indem es seinem Team eine freiberufliche Arbeit anbot. Übrigens ist dieses Arbeitskonzept für die Marke nicht neu. Laut dem CEO des Unternehmens wird dadurch sogar eine neue Denkweise für die Mitarbeiter geschaffen. Wenn sie eine Aufgabe als Freelancer erledigen, können sie selbstständiger und verantwortungsbewusster arbeiten, aber vor allem weniger Stress haben. Nach der Krise bei Covid wurde die freiberufliche Arbeit bei Veepee in einigen Bereichen des Unternehmens fortgesetzt.

Die Übernahme des Théâtre de Paris und des Théâtre la Michodière 

Veepee hat das Théâtre de Paris und das Théâtre de la Michodière, das sich im zweiten Arrondissement befindet, erworben. Da sein CEO selbst ein großer Kunst- und Kulturliebhaber ist, plant er, seine Aktivitäten in seinen bevorzugten Bereichen zu erweitern. So gibt er mit seiner Plattform Künstlern die Möglichkeit, ihre Alben zu bewerben und auf den Bühnen zu produzieren oder zu koproduzieren. Auch die Konsumenten ihrerseits kommen nicht zu kurz, da die Tickets zu günstigen Preisen angeboten werden. Dieser Aufkauf ermöglichte die Organisation privilegierter kultureller Veranstaltungen wie das Musikfestival Lalala. Drei Tage lang konnten sich die Zuschauer an den Auftritten bekannter Künstler wie Keziah Jones, Suzanne Vega, Ayo und Arthur H erfreuen.  

Veepee, das beliebteste Modeunternehmen der Franzosen

Jeden Tag loggen sich etwa 2,5 bis 3 Millionen Menschen auf der Website ein, um von den mit den großen Marken ausgehandelten Schnäppchen zu profitieren. Die Artikel werden zu erschwinglichen Preisen mit Rabatten von bis zu -70 % angeboten. Dies zieht Millionen von Internetnutzern an, die über die ganze Welt verteilt sind. Statistiken zufolge verzeichnet die Website täglich fast 4,5 Millionen Einzelbesucher. Nachdem Veepee zunächst im Bekleidungssektor erfolgreich war, expandiert es nun auch in die Bereiche Modeaccessoires, Kosmetik, Reisen, Hausrat, Spielzeug und Freizeit.

Abgesehen davon haben die Nutzer die Möglichkeit, auf "The Place" zuzugreifen, einen Marktplatz, der Marken untereinander verbinden soll. Ziel ist es, dass diese selbstständig Werbeaktionen für kürzlich erschienene Kollektionen verwalten können. Für die L'Oréal-Gruppe beispielsweise hat dieses Konzept die Zusammenführung ihrer Marken an einem Ort ermöglicht. So können die Internetnutzer mehrere Einkäufe von Artikeln aus verschiedenen Kategorien tätigen. Dies reicht von Konsumgütern über Parapharmazie bis hin zu Luxusgütern. 

Die Nähe zum Kunden steht übrigens im Mittelpunkt der Bemühungen der Marke, die dies sogar zu ihrem Geschäftsmodell gemacht hat. Dass sie 2019 den Status des besten Kundenservice erhält, wird daher eine Selbstverständlichkeit sein. 

Wie geht es weiter?

Der nächste Schritt für das Startup ist die Unterstützung einer langfristigen Strategie, um die Digitalisierung der Modebranche zu transformieren und innovativ zu gestalten. Zu diesem Zweck wurde eine erste Partnerschaft zwischen der Europäischen Investitionsbank (EIB) und Veepee vereinbart. Die festgelegte Finanzierungsvereinbarung beläuft sich auf einen Betrag von 80 Millionen Euro und wird es unter anderem ermöglichen, die Produktentwicklung zu fördern und das Angebot über neue Tools für den Online-Einkauf zu erweitern. Ziel ist es, den Verbrauchern eine umfassendere Produktpalette und Dienstleistungen zu einem wettbewerbsfähigen Preis anzubieten. 

Einerseits ist die Finanzierung, die die EIB Veepee zur Verfügung stellt, eine Anerkennung für den Pionier des Event-Verkaufs. Die Finanzierung ermöglicht die Schaffung einer einzigartigen Plattform für den Verkauf und Vertrieb großer Marken in Europa. Darüber hinaus ist die Aktion der Europäischen Investitionsbank ein echter Hebel für die Entwicklung der Marke in einem harten Wettbewerbsumfeld. 

Veepee: Schlüsselinformationen 

Mitarbeiter

Im Jahr 2020 hatte das Unternehmen 5.500 Mitarbeiter in 10 Ländern mit 86 verschiedenen Nationalitäten. 

Der Umsatz

Im Jahr 2021 erzielte die Gruppe dank 7.000 Partnerschaften mit großen Einzelhandelsketten einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro (inkl. Steuern). Sie hat mehr als 66 Millionen Mitglieder.

Börsengang

Auf Anfrage gab der Vorstandsvorsitzende Jacques-Antoine Granjon folgende Erklärung ab: "Wir haben derzeit keine Pläne für einen Börsengang".

Geschäftliche und strategische Ziele

  • Veepee Voyage hatte vor der Gesundheitskrise einen Umsatzrückgang in Höhe von 400 Millionen Euro zu verzeichnen. Zwei Jahre später wurde die Situation jedoch schnell aufgeholt und die Zahlen beginnen sich zu stabilisieren. Veepee plant im Übrigen, die Rentabilität dieses Geschäftsbereichs zu stärken.
  • Zu den Plänen von Veepee gehört auch die Einrichtung einer Upcycling-Initiative. Die Idee besteht darin, die unverkauften Artikel auf der Plattform sowie die erhaltenen Secondhand-Artikel zu verarbeiten, um sie weiterzuverkaufen und wieder auf den Markt zu bringen.
  •  Die französische Plattform plant ein Wiederverkaufskonzept, das den Nutzern offen steht und den Austausch von Produkten zwischen Kunden ermöglicht.

Skalierbarkeit

Die Zukunft von Veepee scheint vielversprechend zu sein, denn zwanzig Jahre nach seiner Gründung hat es das Unternehmen geschafft, in die Liste der 22 dreifarbigen Einhörner aufgenommen zu werden, die mehr als eine Milliarde Euro wert sind. Bemerkenswert ist, dass mehr als die Hälfte seiner Umsätze in Frankreich erzielt werden, darunter auch in der Hauptstadt Paris. Das Unternehmen plant immer noch, seine Aktivitäten auszuweiten, sei es in Frankreich oder anderswo, und ist immer auf der Suche nach neuen Verkaufskonzepten.

Wir reden über sie!

Forbes.de : " FOCUS LICORNE | Veepee demokratisiert das Abstoßen von Lagerbeständen".

Capital.de: " E-Commerce: Wie Veepee zu einem Schwergewicht wurde ... und dabei seinem ursprünglichen Modell treu blieb".

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